„Tor in Mönchengladbach“, „Elfmeter für die Bayern“ und „Rote Karte in Dortmund“.
Inhaltsanalytischer Vergleich der Fußball-Radio-Konferenzschaltungen der ARD und des Internet-Anbieters Sport1.fm
DOI:
https://doi.org/10.25968/JSkMs.2017.1.46-64Schlagworte:
Hörfunk, Fußball-Kommentierung, Sportberichterstattung, InhaltsanalyseAbstract
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, erstmals formale, sprachliche und inhaltliche Kriterien für Fußball-Live-Kommentierungen im Radio zu entwickeln und empirisch zu überprüfen. Hierfür werden Live-Konferenzen von vier randomisiert ausgewählten Bundesliga-Spieltagen der Spielzeit 2014/15 der öffentlich-rechtlichen ARD-Hörfunk-Sender und des Internet-Hörfunk-Senders Sport1.fm inhaltsanalytisch untersucht und verglichen. Die Konferenzen der ARD und von Sport1.fm haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. So unterlaufen den Sport1.fm-Reportern die gravierenderen Fehler. Dafür schneiden sie bei Live- und Tor-Schilderungen auf Grund von präziseren Beschreibungen besser ab als die ARD-Reporter. Diese schildern dagegen deutlich mehr Szenen nach. Die einzelnen Einblendungen der ARD-Konferenzen sind kürzer; es wird häufiger unter den Reportern gewechselt. Während bei Sport1.fm von quasi entschiedenen Spielen kaum noch berichtet wird, ist die Schwerpunkt-Setzung der ARD weniger konsequent. Spielstände werden auf beiden Sender sehr oft genannt. Die gewonnenen Erkenntnisse können dazu dienen, die auf hohem Niveau befindlichen Radio-Kommentierungen in Konferenzschaltungen qualitativ weiter zu verbessern.
Abstract
The present study aims to develop and to test formal, linguistic and content-related differences of live radio coverage of football matches for the first time. Therefore a content analysis was conducted covering four randomly chosen live radio broadcasts of matchdays of the German Bundesliga season 2014/15. Broadcasts of two radio stations have been compared: the public service radio ARD and the internet radio station Sport1.fm. These broadcasts show different strengths and weaknesses. In general reporters of Sport1.fm make more serious mistakes. Concerning crucial and goal situations they perform better by describing more precisely. Within the ARD broadcast reporters, however, describe noticeably more scenes of the past. The single flashes of the ARD conferences are shorter, the frequency of changes between the reporters is higher. Whereas Sport1.fm barely reports of more or less decided games, the focus of certain games is less consistent at the ARD. The reporters of both stations behave disciplined in mentioning the score but special situations in the game are hardly anticipated. The knowledge gained is intended to improve the already high-quality conferences even further.
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